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Generation Forest: genossenschaftlich gegen Waldrodung

Eine Hamburger Genossenschaft bringt Umwelt, Soziales und Wirtschaft zusammen um gegen die Waldrodung zu kämpfen

Vor 50 Jahren war Panama zu 70 Prozent bewaldet, heute nur noch zu 40 Prozent. Der Wald verschwindet, um Platz für Ackerbau und Viehzucht freizumachen. Er bringt kein Geld, denken die Farmer. Deshalb kann er weg. Der Hamburger Geograph Andreas Eke und die panamaische Forstingenieurin Iliana Armién wollen das Gegenteil beweisen, um den Kahlschlag zu stoppen. Dadurch schützen sie den Regenwald, entfernen CO2, fördern die Biodiversität und ermöglichen es den Farmern wirtschaftliche Selbstständigkeit durch klimapositive Aufforstung im Gegensatz zu Rodung und Rinderzucht.

Landschaft Panamas
Landschaft Panamas

Ihre Idee: einen widerstandfähigen tropischen Mischwald erschaffen und mit ihm Geld verdienen, indem sie daraus selektiv Bäume entnehmen und verkaufen, ohne dabei das wertvolle Ökosystem zu schädigen. Ihr Holz trägt das weltweit anerkannte Gütesiegel des Forest Stewardship Council, kurz FSC, das hohe Nachhaltigkeitsstandards garantiert. Damit der Plan aufgeht, müssen allerdings Vorurteile fallen.

„Wer glaubt, dass er den Wald schützt, indem er generell kein Tropenholz kauft, liegt falsch. Das Gegenteil ist richtig. Dadurch, dass FSC-zertifiziertes Tropenholz nachgefragt wird, bekommt der Wald einen Wert. Das erhält ihn. Denn die Leute vor Ort werden einen Teufel tun, ihn abzuhacken, wenn er ihren Lebensunterhalt sicherstellt.“

Andreas Eke , Initiator Generation Forest

Um ihre Vision zu realisieren, kehrte Eke nach Hamburg zurück und gründete mit Armién und einer guten Handvoll weiterer Personen vor sechs Jahren die Genossenschaft The Generation Forest mit Sitz in der Hansestadt. Wer etwas gegen den Klimawandel tun will, kann für rund 1.500 Euro einen Genossenschaftsanteil erwerben. Für jeden Anteil legt The Generation Forest weitere 500 Quadratmeter tropischen Dauerwald an:

Mit dem Geld der Investoren werden abgeholztes Weideland gekauft, renaturiert und Arbeitsplätze geschaffen. Dabei können Armién und Eke auf jahrzehntelange Erfahrung in Sachen nachhaltiger Aufforstung speziell in den Tropen zurückgreifen. Clima Now ist nun Genossenschaftsmitglied bei Generation Forest.

„Plantagen schützen den Boden nicht, sondern laugen ihn aus. Auch haben Sie keine Habitatfunktion. Sie sind also keine Lösung, die wir dringend benötigen, um die tropischen Waldlandschaften wieder herzustellen."

Iliana Armién , Initiatorin Generation Forest

Aufforstungsfläche
Aufforstungsfläche

Wie es geht, wissen die beiden aus vielen Aufforstungsprojekten, die sie schon lange vor Gründung der Genossenschaft umgesetzt haben. Nach der Anzucht in der Baumschule bestimmt der Moment des Einsetzens das Schicksal des Baumes. Mahagoni, spanische Zeder, tropische Eiche, Mandel und sogar das wunderbare Rosenholz – mit ihnen und um sie herum soll dann ein richtiger, widerstandsfähiger Mischwald entstehen. Nach zwölf Jahren steht bereits ein Wald mit zahlreichen Tropenhölzern. Dann ist der Zeitpunkt für eine erste kommerzielle Ausdünnung gekommen, um starken Bäumen mehr Platz zu geben und um neue Setzlinge in den Boden zu bringen. Indem schon frühzeitig, nach der ersten Durchforstung, die nächste Generation von Bäumen gepflanzt wird, bildet sich ein am Regenwald orientiertes Ökosystem mit mehreren Stockwerken. Dieses bleibt auch nach der Entnahme einzelner Bäume intakt.

Panama-PerĂĽckenaffe
Panama-PerĂĽckenaffe

Die Natur in den Tropen hilft kräftig mit: Tropische Wälder haben den großen Vorteil, dass sie bis zu viermal so schnell wachsen wie europäische. Nach knapp 20 Jahren besteht der Generationenwald in Panama nicht nur aus jungen und alten Bäumen verschiedener einheimischer Arten, sondern auch aus allem anderen, was sonst noch dazu gehört. Der Generationenwald bildet am Boden eine nährstoffreiche Humusschicht und speichert wie ein Schwamm Wasser, filtert es, gibt es ans Grundwasser ab. Er stabilisiert damit nicht zuletzt den Wasserhaushalt der lokalen Bevölkerung. Und es kommen Tiere zurück, die durch die Rodung vertrieben wurden: unzählige wirbellose Tiere, aber auch Vögel, Kaninchen, Fledermäuse, sogar Affen, Ameisenbären und Raubkatzen - sogar einen Jaguar. Nach 30 Jahren werden regelmäßig Tropenhölzer entfernt. Ein unendlicher Kreislauf. Ein Hektar wird dann etwa Tausend Euro Gewinnn ab - jedes Jahr. Wesentlich mehr als die Rinderzucht einbringt.

Teamfoto Finca Gatun
Teamfoto Finca Gatun

Die Genossenschaft The Generation Forest hat mittlerweile mehr als 6700 Mitglieder aus 30 Ländern. Bis Ende 2027 sollen mindestens 3.000 Hektar Land aufgeforstet sein. Das Erfolgsrezept motiviert auch die Mitarbeitende vor Ort, es nachzumachen

„Ich habe sehr viel gelernt. Wie man Bäume anpflanzt und sie pflegt. Bäume mit wirtschaftlichem Wert. Aber davon abgesehen, dass es uns finanziell etwas bringt, ist es auch eine Hilfe, was das ganze Thema mit dem Klimawandel angeht.“

Jorge Cunapio , Farmer

Ihr Wissen weitergeben, möglichst viele Menschen finden, die ihr Konzept nachahmen – das wollen Armién und Eke, um die Wirkung global zu verstärken. Auch eine Gemeinde der indigenen Emberá im Osten Panamas hat sie um Unterstützung gebeten. Die Gemeinde wurde von der Regierung umgesiedelt, weil auf ihrem Land ein Staudamm gebaut werden sollte. Jeder Lebensbereich der Emberá beruht auf der symbiotischen Beziehung mit dem Wald, welcher sie mit allem versorgt – von vielfältigen und nahrhaften Lebensmitteln, Medizin,Materialien zum Bauen von Häusern bis hin zu den Farben für zeremonielle Körperverzierungen. Das Land, auf dem sie jetzt leben, wurde von einer Holzfirma gerodet. Iliana Armién berät sie, wie sie wieder aufforsten können.

Das Konzept des Generationenwaldes wurde von der Forstingenieurin Iliana Armién und dem Geographen Andreas Eke in Zusammenarbeit mit Akteuren wie indigenen Gemeinschaften, dem Smithsonian Tropical Research Institute in Panama und dem United Nations Environment Programme entwickelt und getestet. Neben einer grünen Geldanlage ermöglicht das Projekt nachweislich dauerhaften Klimaschutz, den Erhalt der Biodiversität und schafft langfristige Arbeitsplätze, wo sie dringend benötigt werden. The Generation Forest ist die Verwirklichung des Generationenwaldkonzepts in Form einer Genossenschaft. Von den aufgeforsteten Dauerwäldern sollen die Mitglieder und auch kommende Generationen profitieren. The Generation Forest konnte den begehrten Keeling Curve Preis in der Kategorie Finanzen gewinnen und war Finalist für den Next Economy Award 2022 des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Im Rahmen des Zertifizierungsprozesses bei VERRA, einer weltweit führenden Organisation, die Standards zur Erreichung ehrgeiziger Ziele in den Bereichen nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz definiert und prüft, wurde im Jahr 2022 validiert, dass jeder Genossenschaftsanteil, sprich 500 m2 Generationenwald, mindestens eine Tonne Treibhausgas pro Jahr aus der Atmosphäre bindet. Investoren – ob Privatpersonen oder Unternehmen, die sich einbringen – verbessern so ihre persönliche Klimabilanz. Gerade für Unternehmen bietet die Genossenschaft The Generation Forest eine attraktive Alternative zu spendenbasierten CSR-Projekten. Sie können mit ihrem Engagement CO2 kompensieren und gleichzeitig einen aktiven Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten.

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