Spotlight 2022

futur²

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Teamfoto von «futur²»

Der Künstler

Ich bin Theatermacher und studiere im «Master Expanded Theater» an der «Hochschule der Künste» in Bern. Mich interessieren interaktive Formate, die Einflussnahme und Verantwortung für das Publikum spielerisch erfahrbar machen. In meiner aktuellen Performance «Dein blaues Wunder» erfülle ich mit dem Kollektiv «schöner scheitern» per SMS eingehende Wünsche. Neben ganz persönlichen Nachrichten erreichen uns auf diesem Weg auch Visionen einer klimagerechten Zukunft, die wir künstlerisch umsetzen. www.schoenerscheitern.ch

Die Krise

Der Planet (A) und die Menschheit (B) stecken in einer Beziehungskrise. A hat sich gefreut, als B bei ihm eingezogen ist. Doch über die Jahre hat B mehr und mehr Raum in As Wohnung eingenommen. Vielleicht hat A sich nicht getraut, seinen Unmut darüber klar zu äussern. Vielleicht hat B auch nicht richtig zugehört. In jedem Fall vergeht viel Zeit, bis A das entstandene Ungleichgewicht eines Abends direkt anspricht. Doch B ist es gewohnt, dass ihre Bedürfnisse Vorrang haben, und kann As Anliegen nicht nachvollziehen. Als sich das Gesprächsklima zusehends erhitzt und mit einem Mal das Wort «Trennung» fällt, wird B panisch. Ein Leben ohne A kann B sich nicht vorstellen. Als B diese Abhängigkeit bewusst wird, verbarrikadiert sie sich in der Küche und dreht die Musik so laut auf, bis sie A nicht mehr hört. A wiederum droht lautstark damit, die ganze Wohnung abzufackeln, wenn B nicht endlich die eigenen Verhaltensmuster ändert. Da klingelt der Nachbar und fragt vorsichtig, ob die beiden schon mal über eine Paartherapie nachgedacht haben.

Die Therapie

Die «lösungsorientierte Kurztherapie» nach Shazer und Berg geht von dem Standpunkt aus, dass es hilfreicher ist, sich auf Ziele und Wünsche zu konzentrieren, anstatt sich mit Problemen zu beschäftigen. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass negative Emotionen wie Frust, Stress oder Angst oftmals lähmenden Charakter haben können, während eine positive Grundstimmung die Kreativität fördert. Eine Methode dieser Therapieform lässt die Klient*innen deshalb eine Zukunft visionieren, in der die momentanen Schwierigkeiten bereits überwunden sind. Aus dieser Vorstellung heraus werden «rückblickend» Handlungsoptionen für die aktuelle Situation abgeleitet.

Die Performance

Die interaktive Performance «futur²» überträgt das Prinzip der «lösungsorientierten Kurztherapie» auf die Krise zwischen Menschheit und Planeten. Dabei treffen die Besucher*innen auf einen Schauspieler. Der verkörpert eine Figur aus einer utopischen Zukunft, in der die Menschen die Klima-Katastrophe noch abwenden konnten. Wie genau sie das geschafft haben, vermag der Zeitreisende allerdings nicht zu sagen, weil er bei dem Sprung in die Vergangenheit einen Teil seiner Erinnerungen verloren hat. Deshalb ist er auf die Kreativität der Besucher*innen angewiesen. Diese sind dazu eingeladen, im Gespräch mit ihm zu fantasieren, wie die Menschheit die Erde retten konnte. Dem Performer dient dabei ein mit Therapeut*innen entwickelter Fragenkatalog als Leitfaden für die Interaktion:

«Die Badestrände der Zukunft sind komplett sauber. Wie ist uns das gelungen?»

In einem spielerischen Science-Fiction-Setting entstehen so konkret umsetzbare Handlungsweisen, die auf der Webseite des Projektes veröffentlicht werden:

«Wir haben aus dem Müll Plakate gestaltet. Das hat Aufmerksamkeit generiert.»

Auch Personen, die «futur²» nicht vor Ort erleben, können sich aktiv an dem Projekt beteiligen. Denn alle Besucher*innen der Homepage sind zur Verwirklichung der entstandenen Ideen eingeladen. Wer eine solche Umsetzung mit einem Foto protokolliert, kann diese Aufnahme uploaden - siehe unten. So werden Aktionen sichtbar gemacht und weitere Menschen zum Mitmachen motiviert. Und «futur²» wirkt nach.

Erstes Bild von «futur²»
aus der Zukunft (c) Elisabeth Blättler
Zweited Bild von «futur²»
über die Zukunft (c) Karolína Jansová
Drittes Bild von «futur²»
für die Zukunft (c) Nadine Mrkwitschka
Mission Model Canvas